Altes Testament

Das Fach "Altes Testament" widmet sich der wissenschaftlichen Erforschung und auslegenden Vermittlung des Alten Testaments. Das Alte Testament bildet den ersten, ältesten und grundlegenden Teil der christlichen Bibel. Zugleich ist es als „Tanak" (Tora - Propheten - Schriften) Heilige Schrift des Judentums.

Nach christlicher Tradition kann das Neue Testament nicht ohne das Alte Testament verstanden werden. Das Alte Testament erzählt eine Geschichte, die im Neuen Testament zu ihrem Abschluss kommt. Um das Ende der Geschichte zu verstehen, muss man mit ihrem Anfang beginnen, um das Neue Testament zu verstehen, muss man mit dem Alten Testament beginnen. Das Alte Testament bezeugt die Schriftwerdung des Wortes Gottes, das Neue Testament seine Menschwerdung.

Die Auslegung des Alten Testaments stellte die christliche Theologie von ihren Anfängen an vor besondere Herausforderungen. Ist das im Neuen Testament bezeugte Kommen des Messias mit dem, was im Alten Testament von Gott gesagt wird, in Einklang zu bringen? Ist Jesus von Nazareth der im Alten Testament angekündigte Messias? Judentum und Christentum gelangten zu unterschiedlichen Interpretationen eines weitgehend identischen Textes. In der Auseinandersetzung mit der Frage nach einem rechten Verständnis des Alten Testaments entwickelte sich eine christliche Hermeneutik, welche die Geschichte der christlichen Theologie und Philosophie maßgeblich bestimmte. Ohne eine solide Kenntnis des Alten Testaments und seiner Auslegungsgeschichte bleiben christliche Theologie und Philosophie unverständlich.

In der Neuzeit kamen neue Fragen hinzu. Wie sind die einzelnen Schriften des Alten Testaments entstanden? Wie sind sie in ihrem zeitgenössischen (oder im altorientalischen) Kontext zu verstehen? Wie sind alttestamentliche Texte wie zum Beispiel die Schöpfungs- und Paradieserzählung vor dem Hintergrund neuzeitlicher Naturwissenschaft zu verstehen? Fördert der biblische, insbesondere der alttestamentliche Monotheismus Gewalt und Intoleranz? Bleibt die alttestamentliche Gebetstradition einer infantilen Spiritualität verhaftet?

In der ganzen Weite der hier angesprochenen Fragen widmet sich das Institut der Erforschung des Alten Testaments. Dabei wird exegetisch-historisch und systematisch-theologisch gearbeitet. Zum Interpretationskontext gehören die Auslegungs- und Wirkungsgeschichte alttestamentlicher Bücher, die aktuellen kirchlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen, sowie der ökumenische und interreligiöse Dialog.


Neues Testament

Das Fach „Neues Testament“ ist der umfassenden wissenschaftlichen Erforschung und aktualisierenden Auslegung des neutestamentlichen Schrifttums verpflichtet.

Das Feld der damit eröffneten Aufgabenstellungen ist weit – ein Umstand, dem in breit gestreuter Lehrtätigkeit Rechnung getragen wird: diese umfasst Lehre auf dem Gebiet der neutestamentlichen Einleitungswissenschaft, der Zeit und Umwelt des Neuen Testaments, der Neutestamentlichen Fundamentalexegese, Exegese und Biblischen Theologie, der Neutestamentlichen Methodenlehre und Hermeneutik, der Rezeptionsgeschichte sowie (z.T.) der Biblischen Sprachen (vor allem Griechisch) und der Bibeldidaktik des Neuen Testaments.

Schwerpunktsetzung

Das Fach „Neues Testament“ sucht die Polyphonie bzw. Polysemie neutestamentlicher Schriften offen zu legen und heute vernehmbar zu machen, wobei es aus dem breiten Methodenspektrum der historisch-kritischen Exegese schöpft und zugleich neuere Ansätze einbezieht. Seine Forschungstätigkeit ist wesentlich durch die Berücksichtigung des jüdischen wie hellenistisch-römischen Kontext des des Neuen Testaments und die Sensibilität für dessen alttestamentliche Wurzelngekennzeichnet. Darüber hinaus ist ihm an einer Einbeziehung der Rezeptionsgeschichte in die Auslegung sowie einer stärkeren Systematisierung in Form einer Biblischen Theologie gelegen.

Forschung und Lehre des Fachs „Neues Testament“ greifen nicht nur aktuelle bibelwissenschaftliche Fragestellungen, sondern auch Impulse aus Theologie, Kirche und Gesellschaft insgesamt auf. Die Praxisrelevanz und bleibende Aktualität der Erforschung des Neuen Testaments wird an folgenden zentralen Anliegen deutlich:

  • Grundlagenforschung für soziales Handeln und Solidarität in der Gesellschaft anhand des Neuen Testaments.
  • Beitrag zur Sinnorientierung und Normenfindung heute auf der Grundlage des Neuen Testaments (vgl. neutestamentliche Ethik etc.).
  • Interdisziplinäre Ausrichtung der neutestamentlichen Bibelwissenschaft (Dialog mit Judaistik, Archäologie, Geschichtswissenschaft, Kunstgeschichte etc.).
  • Einbindung der Bibelwissenschaft in die literaturwissenschaftliche und linguistische Diskussion der Gegenwart (Intertextualität, Narratologie, Erforschung der Wirkungsgeschichte in älterer und moderner Literatur etc.).
  • Berücksichtigung neuerer Forschungstrends und hermeneutischer Ansätze (sozialgeschichtliche Interpretation, tiefenpsychologische Textauslegung, feministische und befreiungstheologische Exegese, kanonische Auslegung etc.)
  • Förderung des interkonfessionellen, interreligiösen und interkulturellen Dialogs.
  • Wesentliche Beteiligung an einer zeitgemäßen Ausbildung von BibelwissenschaftlerInnen, ReligionslehrerInnen, PastoralassistentInnen, Priestern, KrankenhausseelsorgerInnen etc.