"Wahrhaftig, mit euch stirbt die Weisheit" (Ijob 12,2 - Web-Konferenz

09.01.2020 - 03.07.2020

Ironie und Ambiguität in den Büchern Kohelet und Ijob

Web-Konferenz

Die mitunter als „jüngere“ oder „kritische Weisheit“ titulierten Bücher Kohelet und Ijob sind dadurch gekennzeichnet, dass sie herkömmliche Sichtweisen – die „ältere“ – infrage stellen. Nicht selten ist die kritische Stoßrichtung rhetorisch verpackt in Spielarten der Ironie oder anderer Formen mehrdeutiger Redeweise. Ironie und Ambiguität sind denn auch in der neueren Forschung zu Schlüsselbegriffen für das Verständnis der beiden Bücher avanciert. Zugleich spiegelt sich indes in den beiden Begriffen Ironie und Ambiguität in paradigmatischer Weise das postmoderne Lebensgefühl. Hinsichtlich der Ambiguität ist dabei etwa Maurice Merleau-Pontys „philosophie de l’ambiguïté“ und Simone de Beauvoirs „morale de l’ambiguïté“ zu nennen. Zygmunt Bauman zufolge zeichnet sich die Postmoderne durch ein tolerantes oder gar positives Verhältnis zur Ambiguität aus. Der Ironiebegriff seinerseits löste sich in der Romantik (Friedrich Schlegel, K.W.F. Solger) von der ursprünglichen Beheimatung in der Rhetorik und hielt Einzug in die Philosophie (Sören Kierkegaard, Friedrich Nietzsche) und die Literaturwissenschaften (Wayne C. Booth, Linda Hutcheon).Mit Rücksicht auf diese Entwicklungen zeigt sich die hermeneutische Relevanz der Begriffe Ironie und Ambiguität. Zugleich aber ist zu bedenken, inwieweit die Hervorhebung von Ironien und Mehrdeutigkeiten in biblischen Texten zu einer Mentalität des anything goes tendiert. Schließlich ist auch die theologische Tragweite der Thematik in Anschlag zu bringen.

 

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Institut für Bibelwissenschaft