Forschungsprojekte Martin Stowasser

Die Richter Jesu

Der Prozess Jesu wirft nach wie vor zahlreiche historische Fragen auf und seine Erforschung steht unter dem Schatten des Antijudaismus frühchristlicher Quellen. Eine wesentliche Rolle in den Vorgängen kommt dabei jenen vier Personen zu, denen Jesu von Nazaret nach den Quellen Rede und Antwort stehen sollte. Wer sie waren, ob und in welcher Form Jesus ihnen gegenüberstand und welche Intention ihr Handeln bestimmte, diese Aspekte sollen einen wichtigen Detailbefund zur Gesamtproblematik liefern.

 

Mission und Caritas

Die Ausbreitung des frühen Christentums erfolgte bereits in neutestamentlicher Zeit rasant und wird gemeinhin unter dem Begriff der Mission zusammengefasst. Aber was genau unter Mission zu verstehen ist, bleibt dabei häufig ebenso diffus wie die Vorstellung, welche Faktoren dabei eine Rolle gespielt haben. Die Forschungsfrage zielt darauf ab, den Begriff der Mission für die neutestamentliche Zeit zu schärfen und den besonderen Zusammenhang zwischen dem sozialen Aspekt und der Ausbreitung des frühen Christentums zu untersuchen. Dabei kommt der Apostelgeschichte des Lukas eine besondere Rolle zu.

 

Gott in der Offenbarung des Johannes

Im Zentrum des Forschungsprojektes stehen die Gestalt und Rolle Gottes in der Offenbarung des Johannes. Dazu müssen zunächst die Selbstaussagen Gottes untersucht werden, daran anschließend zentrale Bilder und Motive, die direkt oder indirekt auf Gott angewendet werden.

In diesem vom Verfasser entworfenen Bild Gottes verdichten sich vielerlei Informationen über die kulturellen Hintergründe des Buches wie in einem Brennpunkt, sodass auf zahlreiche, exegetisch kontrovers diskutierte Einzelaspekte des gesamten Werkes wie auch seine Pragmatik neues Licht fallen soll. Wie viele Züge des Bildes Gottes besitzen z. B. einen jüdisch-alttestamentlichen Hintergrund, welche zeigen stärker Parallelen zu römisch-hellenistischen Gottheiten? Wie umfassend wurden Traditionen integriert, inwiefern dabei auch verändert, wenn der Verfasser sein Bild Gottes entwirft? Zugleich bietet die Analyse dieser zentralen Figur des Werkes auch die Möglichkeit, die Absicht besser zu erkennen, die mit dem Abfassen der Johannesoffenbarung verbunden war. Ist die bislang dominierende These einer radikalen Polemik gegen das Römische Reich und seine Götterwelt als einzig bestimmender Faktor aufrecht zu erhalten? Sollten drangsalierte Christen Kleinasiens im ausgehenden 1. Jh. n. Chr. ausschließlich immunisiert und in ihrer Glaubenstreue gestärkt werden oder besitzt die Integration von Zügen paganer Götter in das Bild Gottes auch eine propagandistisch werbende Absicht?

Unter theologischem Aspekt tritt die Frage nach dem Gottsein Gottes in den Blick. Denn mit der Übertragung beinahe aller göttlichen Attribute auf Christus bzw. das Lamm steht nicht nur das Verhältnis von Christologie und Theologie im letzten Buch der christlichen Bibel zur Debatte, sondern stellt sich das Problem des Monotheismus. Fasst ein als „christologischer Monotheismus“ bezeichnetes Erklärungsmodell den Befund befriedigend? Worin macht der Verfasser das Proprium Gottes fest?

Die Offenbarung des Johannes hat eine beeindruckende, vielfältige Wirkungsgeschichte aus sich entlassen. Das Forschungsvorhaben versucht, einen Teil davon präziser zu untersuchen, indem die Rezeption in der deutschsprachigen Literatur des 20. Und 21. Jahrhunderts in den Blick genommen wird.

 

Passion und Auferstehung Jesu

Das Projekt beschäftigt sich mit dem zentralen Kerygma der neutestamentlichen Botschaft von Tod und Auferstehung Jesu. Im Vordergrund steht die synchrone und theologische Erschließung besonders der Passions- und Osterüberlieferung. Das gemeinsame Forschungsprojekt soll in eine monographische Publikation münden.